Ortsgeschichte

03.08.2021

Zu den Fotos "Bilder aus der Gemeinde" in der Fotogalerie

 

* Historische Daten und Fakten großteils aus dem 1997 erschienen Heimatbuch von Martha Jansky 

* Daten und Fakten zur jüngeren Ortsgeschichte aus der Festschrift 50 Jahre Markterhebung 2018

 

Gründungsgeschichte

Im Jahr 955 schlug Kaiser Otto I. die Magyaren auf dem Lechfeld in Bayern entscheidend. Um die Ostgrenze dauerhaft zu befestigen, ließ er sie besiedeln. Um das Jahr 1000 erhielt der Babenberger Heinrich I. von Kaiser Heinrich II. das Land zwischen Dornbach, Liesing und Triesting. Mithilfe bayrischer und fränkischer Siedler entstanden Burgen und Befestigungen.

 

Die Besiedelung Günselsdorfs dürfte nach einer Landschenkung 1035 begonnen haben. Die ersten Häuser standen vermutlich auf den Friedhofsäckern, man fand dort Mauer- und Kellerreste. Durch Seuchen, Naturkatastrophen und Kriege verödeten immer wieder Häuser und verfielen, andernorts wurden neue errichtet. So wanderte der Ortskern auf das heutige Siedlungsgebiet. Im Laufe der Zeit bauten die Siedler ihre Häuser mit fränkischem Siedlungscharakter zu einer Dorfstraße aus (noch heute erkennbar).

 

Namensgebung

Viele Dörfer nahmen in ihrer Gründungszeit den Namen ihres Gründers an. Der Name Günselsdorf ist auf einen Grundherren namens „Guntzo“ oder „Gunci“ zurückzuführen. 1130 wird jedenfalls im Saalbuch des Stiftes Klosterneuburg unser Dorf „Guncinesdorf“ genannt.

 

Das Posthorn im Ortswappen

Nach der Gründung von Wr. Neustadt durch den Babenberger Herzog Leopold V. ab dem Jahr 1192 lag Günselsdorf unmittelbar an der Straße von Wien in die neue Stadt. Die Gegend galt als sumpfig und schwer passierbar. Vermutlich gab es bereits damals ein Wirtshaus zur Rast bzw. Übernachtung für Menschen sowie Reit- und Zugtiere hier. 1740 baute der Habsburger Kaiser Karl VI. (Vater Maria Theresias) die heutige B17 zu einer ordentlichen Poststraße aus, die über den Semmering bis nach Triest führte (Triesterstraße). Um diese Zeit wurde die Poststation aus der Zeit Leopolds V. wesentlich erweitert. Um 1830 standen bis zu 70 Pferde in den Stallungen der Poststation. Später war in dem Gebäude zwischenzeitlich eine Spiritusbrennerei untergebracht, deshalb der Name „Brennerei“ für das teilweise noch erhaltene, denkmalgeschützte Haus.

 

Kirche

Im Jahr 1530 besaß „Ginselsdorf“ bereits eine eigene Kapelle. Leider fehlen Angaben über einen genauen Standort dieser ersten Kirche, jedenfalls wurde sie 1683 durch die Türken zerstört. 1783 ordnete Joseph II. die Pfarrerhebung an. 1784 wurde die heutige Kirche erbaut und dem hl. Georg geweiht.

 

Schulen

1762 führte Maria Theresia die allgemeine Schulpflicht ein. 1783 ist in Günselsdorf eine Schule mit eigener Lehrerwohnung nachgewiesen, 1821 wurde eine neue gebaut. 1872 wurde gegenüber der Kirche eine Volksschule mit zwei Klassen errichtet, die 1901 auf vier Klassen erweitert wurde. Seit 1977 besuchen die Günselsdorfer Volksschüler die damals neu eröffnete Schule in Teesdorf. Die Hauptschüler gingen bis 1953 in Leobersdorf und nunmehr ebenfalls in Teesdorf zur Schule.

 

Feuerwehr

1873 wurde in Günselsdorf der „Freiwillige Verein zur Bekämpfung von Feuersnot“ gegründet. Was damals mit einer pferdegezogenen Spritze und einem pferdegezogenen Mannschaftswagen begann, entwickelte sich somit zu einer mittlerweile 145-jährigen Erfolgsgeschichte.

 

Baumwollspinnerei

A. Giradoni erbaute bereits 1818 eine Baumwollspinnerei in Tattendorf und war Mitbetreiber eines Werkes in Wr. Neustadt. Später war er Betriebsleiter der Spinnerei Münchendorf. Giradoni erbaute 1846 bis 1848 die Spinnerei Günselsdorf. Zu diesem Zweck erwarb er 1845 das Areal der Alten Getreidemühle samt Wasserrechten. 1851 scheint Baron Theodor Dumba als Eigentümer auf. Ende des 19 Jh. ging das Werk an das Bankhaus Wärndorf,  wechselte mehrmals den Eigentümer und wurde 1972 stillgelegt. Seit 1977 befindet sich die Firma Feller GmbH (Kabel und –Zubehör) in dem Gebäude. 


  

 Interessante Daten: 

 1812 Errichtung des Löwentores durch einen italienischen Künstler im Auftrag von Baron Peter von Braun.                 Das schmiedeeiserne Tor fertigte ein ungarischer Künstler in Budapest

1845 Verkauf der Alten Mühle (erbaut 1749, abgetragen 1960) an A. Giradoni, Beginn der Industrialisierung 

1846 Errichtung des Werkskanales

1894 Gründung eines Spar- und Darlehenskassen-Vereines (Raiffeisenkasse)

1907 Gründung der Weide- und Stierhaltungsgenossenschaft (heute Agrargemeinschaft)

1912 Erzherzogin Elisabeth Windisch-Grätz ließ Nebengebäude beim Schloss errichten

1925 Elektrifizierung des Ortes

1929 Einleitung des Telefons

1930 Errichtung eines Kinos neben der Brennerei (heute Firma Ellmauthaler)

1953 – 1957 Errichtung einer Wasserleitung von Schönau bis Trumau

1956 Inbetriebnahme eines Öffentlichen Bades mit 3 Wannen und 7 Brausebädern am heutigen Europaplatz

1956 Ortsumfahrung zwischen Hochhaus und Schlosssiedlung (jetzige B17), Errichtung des Fußgängertunnels

 

 

Jüngere Ortsgeschichte

 

1968 wurde Günselsdorf zur Marktgemeinde erhoben und das Marktwappen verliehen.

 

Blasonierung

In einem blauen Schild ein silberner Schräglinksbalken, überdeckt mit einem goldenen (gelben) Horn mit rot - silberner (weißer) Quaste. Das Horn ist auf die alte Poststation zurückzuführen. Aus den Farben leiten sich die Marktfahnenfarben blau-weiß-gelb ab.

 

Am 1. Jänner 1972 wurde Günselsdorf gemeinsam mit den Orten Teesdorf, Tattendorf und Blumau-Neurißhof zur Großgemeinde Steinfelden zusammengeschlossen. Dieser Schritt entsprach dem damaligen Zeitgeist in Sachen Gemeindeentwicklung. Mit Wirkung 1. Jänner 1988 wurde die Gemeinde Steinfelden jedoch auf Wunsch aller Ortsteile und nach einstimmigen Gemeinderatsbeschlüssen wieder getrennt.

 

Interressante  Daten:

1989 -1992 Errichtung des Ortskanalnetzes

1989 Generalsanierung des Kindergartens

1996 Zubau der 3. Kindergartengruppe

1997 Errichtung der neuen Gendarmerie-Dienststelle 

1997 Aus- und Umbau Dienststelle Samariterbund

2004 Eröffnung des neu errichteten Kulturzentrums

2004 Kirchensanierung

2008 Wiederaufnahme der „Kanalfahrt“

2009 Zu- und Umbau der Volksschule

2011 Beitritt zur Dorferneuerung

2012 Verleihung Grundzertifikat Familienfreundliche Gemeinde

2012 Spatenstich für das neue FF-Haus

2014 Eröffnung FF-Haus

2014 Eröffnung Jugendtreff

2014 1. Platz Vereinsfreundlichste Gemeinde im Bezirk

2016 Neuübernahme der Ordination Dr. Zwerina durch Dr. Derya Öztürk

2017 Auszeichnung für vorbildliche Energiebuchhaltung durch das Land NÖ

2018 Große Bundesheerangelobung

2018 Festakt 50 Jahre Markterhebung  -  30 Jahre Wiederselbstständigkeit               

 

2021 Das Gemeindeamt übersiedelt nach 21 Jahren Amtsbetrieb im Gemeindehaus Wr. Neustädter-Straße 2 in das neue Gemeindeamt in der Anton Rauch-Straße 12.

In zwei Jahren Bauzeit wurden hier zwei Hausblöcke mit insgesamt 19 Wohnungen, einer Zahnarztpraxis und Amtsräumen für die Gemeinde geschaffen. 

Im Juli 2021erfolgte die Schlüsselübergabe durch Bürgermeister Alfred Artmäuer und Vize-Bürgermeisterin Elisabeth Roggenland an die neuen Mieter, Ehrengast war Landesrat Matin Eichtinger.


2021 Nach der überraschenden Kündigung von Gemeindeärztin Dr. Deria Öztürk und der kurzfristigen Schließung der Arztpraxis im Hochhaus bemühte sich der bereits pensionierte vormalige Gemeindearzt Med. Rat. Dr. Dieter Zwerina mit Unterstützung der Gemeinde um einen Sondervertrag zur Weiterführung der Kassenstelle. Ab 30. August 2021 führt er gemeinsam mit Ordinationsassistentin Karin Ipolt eine Praxis in den barrierefreien Räumen des nunmehr alten Gemeindeamtes in der Wr. Neustädter Straße.